Wohnungsmangel: ein globales Problem über Spanien hinaus
Der Zugang zu Wohnraum ist zu einem der größten Probleme der spanischen Gesellschaft geworden. Das bestätigt die Ipsos-Studie Housing Monitor, die zeigt, dass 74 % der Bevölkerung der Meinung sind, dass diesem Thema nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das Gefühl der Unzufriedenheit ist in unserem Land besonders hoch: Spanien führt das europäische Ranking an, mit nur 48 % der Befragten, die mit ihrer aktuellen Wohnung zufrieden sind. Zudem glauben drei von vier Personen (76 %), dass das Land in Bezug auf Wohnraum in die falsche Richtung steuert.
Tatsächlich warnt die Banco de España in ihrem jüngsten Bericht über Haushalte und Individuen vor einem Defizit von 740.000 Wohnungen, das das Land seit über einem Jahrzehnt mit sich schleppt.
Unter den Ursachen für diese Situation nennt CaixaBank Research in einer aktuellen Analyse mehrere Faktoren: der Mangel an verfügbarem Bauland, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, ein zunehmend komplexer regulatorischer Rahmen und Baukosten, die – obwohl sie im letzten Jahr moderater ausfielen – immer noch 30 % über dem Niveau von 2019 liegen. Diese Elemente zeichnen ein Bild, in dem das Wohnungsangebot ernsthafte Schwierigkeiten hat, mit der tatsächlichen Nachfrage Schritt zu halten.
Wohnungsdefizit: ein globales Problem
In ihrem jüngsten Real Estate Research-Bericht warnt die Vermögensverwaltung DWS, dass das Angebot in ganz Europa abnimmt und der Neubau von Wohnungen in den meisten Marktsegmenten und Regionen stark eingebrochen ist. Zudem schätzt die Gesellschaft, dass sich seit 2011 in Europa ein Defizit von fast 1,4 Millionen Wohnungen angesammelt hat. Besonders betroffen sind Märkte wie Deutschland, das Vereinigte Königreich, die Niederlande und Spanien. Konkret wird das Defizit auf 1.357.964 Wohnungen beziffert.
Der Fall der Vereinigten Staaten
Auf der anderen Seite des Atlantiks zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Wohnungsmangel in den USA erreichte 2023 ein beispielloses Niveau, mit einem geschätzten Defizit von 4,7 Millionen Einheiten, so eine Analyse des Immobilienportals Zillow, das auf Daten und Studien zum Wohnungsmarkt spezialisiert ist.
Obwohl im vergangenen Jahr 1,4 Millionen neue Wohnungen gebaut wurden, führte die Gründung von 1,8 Millionen Haushalten zu einer zusätzlichen Lücke von 159.000 Einheiten und verfestigte das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage als einen der Haupttreiber der Krise. Dieser Mangel zwang 8,1 Millionen Familien dazu, Wohnraum mit nicht verwandten Personen zu teilen – eher aus wirtschaftlicher Notwendigkeit als aus freier Wahl.
Besonders betroffen sind die großen Ballungsräume wie New York, Los Angeles, Boston, San Francisco und Washington D.C. Allerdings zeigt die Studie auch, dass in Regionen mit weniger Bauhindernissen die Bautätigkeit 2023 auf 1,45 Millionen fertiggestellte Wohnungen anstieg und bald 1,63 Millionen erreichen könnte – das höchste Volumen seit 2007.
Lateinamerika: eine der am stärksten belasteten Regionen
Obwohl die Zahlen aus den USA besonders auffällig sind, geht das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage weit über Landesgrenzen hinaus – auch Lateinamerika ist keine Ausnahme und stellt eine der größten strukturellen Herausforderungen dar. Nach Angaben der UNO leben 45 % der Haushalte in der Region ohne angemessene Wohnbedingungen, was rund 300 Millionen Menschen betrifft.
Diese Zahl umfasst sowohl das quantitative Defizit – das völlige Fehlen von Wohnraum, was 5 % des Gesamtbestands ausmacht – als auch das qualitative Defizit, das weitaus verbreiteter ist (95 %) und sich auf Wohnungen bezieht, die zwar existieren, aber nicht die Mindestanforderungen an Bewohnbarkeit oder Sicherheit erfüllen.
Die Schwere des Problems variiert von Land zu Land, doch der Mangel ist überall spürbar. In Costa Rica beispielsweise leben schätzungsweise etwa 11 % der Bevölkerung in unzureichenden Wohnverhältnissen, während in Ländern wie Nicaragua der Anteil über 80 % liegt.
Auf dem Weg zu strukturellen Veränderungen
In Spanien fordern verschiedene Experten die Regierungen auf, den Mangel an Bauland zu beheben und eine gesetzliche Änderung vorzunehmen, die den Bauprozess erleichtert und beschleunigt. Es seien Maßnahmen im Bereich Wohnungsbau notwendig, um dieses Defizit zu verringern und die hohe Konzentration des Problems in Märkten wie Katalonien oder Madrid zu entschärfen.
In den USA gehören zu den vorgeschlagenen Maßnahmen die Förderung von Konzepten wie Einliegerwohnungen (Accessory Dwelling Units, ADU), Duplex oder Triplex – eine Art Zwischenwohnform, die das Angebot insbesondere in stark nachgefragten urbanen Gebieten erweitern könnte.
Eines ist klar: Der Zugang zu Wohnraum ist eine Herausforderung, die nationale Grenzen überschreitet. Es ist notwendig, die Planung und Regulierung des Marktes neu zu überdenken, damit das Angebot ausgewogener und nachhaltiger auf eine ständig wachsende Nachfrage reagieren kann. Eine einzige Lösung gibt es nicht, doch die Dringlichkeit, den Neubau von Wohnungen voranzutreiben, ist offensichtlich – insbesondere in Märkten, in denen das Angebot seit Jahren stagniert. Dafür gilt es, die bestehenden strukturellen Probleme anzugehen: den Mangel an Bauland, den Mangel an Fachkräften, die hohen Baukosten und die regulatorische Komplexität. Zugleich muss das Wohnungsmodell an die neuen gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst werden – mit mehr Flexibilität, Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit –, um ein Umfeld zu schaffen, das die Entwicklung langfristig tragfähiger und nachhaltiger Projekte begünstigt.