Rechenzentren: Spanien beschleunigt mit Projekten im Wert von 90 Mrd. €
Last Updated on 3 Dezember 2025 by Equipo Urbanitae
Der Aufstieg von KI, die Beschleunigung der Digitalisierung und der Bedarf an großflächiger Infrastruktur, um all diese Fortschritte zu unterstützen, machen den Rechenzentrumsmarkt für nationale und internationale Investoren attraktiv.
Obwohl es zunächst weit entfernt erscheinen mag, da diese Projekte traditionell in den führenden europäischen Märkten angesiedelt waren, den sogenannten “FLAP-D” (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und zuletzt Dublin), beginnen diese Regionen, Energie- und Regulierungsengpässe zu zeigen. Diese Situation hat historisch als Tier-II eingestufte Gebiete wie Spanien und Portugal begünstigt, die heute eine strategische Position auf der europäischen Rechenzentrumskarte einnehmen.
Die Gründe sind vielfältig: internationale Konnektivität, verfügbare Flächen, Zugang zu erneuerbarer Energie und ein stabiles regulatorisches Umfeld. In diesem Kontext schließen sich große bekannte Betreiber, sogenannte Hyperscaler wie Microsoft, Amazon oder Google; Fonds wie Blackstone; Energieunternehmen wie Iberdrola; und Bau- und Immobilienunternehmen wie ACS und Merlin der Investitionswelle an und wählen die Iberische Halbinsel zunehmend als Standort.
Der iberische Markt, einschließlich Spanien und Portugal, verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum mit Expansionsraten von über 25 % pro Jahr bei der installierten Kapazität, so der letzte CBRE Data Center Report. Die Beratung berichtet zudem, dass über 90 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren im Spiel sind, davon rund 90 % auf den spanischen Markt entfallen, einschließlich laufender und geplanter Projekte.
Investitionsmöglichkeiten sind erheblich: Laut der Global Data Center Investor Intentions Survey planen 95 % der Investoren, ihre Investitionen im Sektor 2025 zu erhöhen, und 41 % werden mehr als 500 Millionen US-Dollar in Eigenkapital investieren, was das Vertrauen in den Rechenzentrumsmarkt widerspiegelt.
In Spanien ist das Colocation-System weit verbreitet. Dies ist ein Modell von geteilten Rechenzentren, in dem verschiedene Unternehmen physische Fläche, Energie und Konnektivität mieten, um ihre eigenen Server und Geräte zu hosten. Die Märkte von Madrid und Barcelona haben ein bemerkenswertes Wachstum erlebt.
Madrid sticht als wichtigster Hub der Halbinsel hervor. Laut der Comunidad de Madrid verfügt die Region über 46 Datenzentren und führt damit das nationale Ranking an. Die Gemeinschaft verfügt über rund 200 MW installierte Kapazität und ein Entwicklungsvolumen, das in den kommenden Jahren verdoppelt werden könnte. Barcelona und Lissabon, obwohl kleiner, zeigen ebenfalls positive Entwicklungen und festigen die Attraktivität der Iberischen Halbinsel als Referenzziel für Investitionen in digitale Infrastruktur.
Gigafactories und Hyperscaler: Die neue Generation von Rechenzentren
Die derzeit installierte Kapazität in Spanien beträgt 293 MW, und der Pipeline an laufenden und geplanten Projekten könnte diese Zahl in den nächsten zehn Jahren verfünffachen, dank der Ankunft großer Technologiebetreiber oder Hyperscaler, die Projekte in großem Maßstab und schnell benötigen, um die Nachfrage zu decken.
Die Expansion des Sektors wird zudem durch die Installation von Gigafactories unterstützt, großen Industrieanlagen zur Produktion von Batterien und technologischen Komponenten, die hohe Energie- und Konnektivitätsvolumina erfordern. Diese Infrastrukturen sind entscheidend für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und Energiespeicherung und ziehen bedeutende Investitionen in die Region.
Beispielhafte Projekte in Spanien sind die Volkswagen-Gigafactory in Sagunto (Valencia) mit einer Investition von über 3 Milliarden Euro und einer geplanten Jahreskapazität von 40 GWh sowie Envision AESC in Navalmoral de la Mata (Cáceres), die Batterien für führende europäische Hersteller liefert. Ihr Ausbau, in Verbindung mit dem Wachstum von Rechenzentren und erneuerbaren Energien, führt CBRE zu der Prognose eines neuen Zyklus nachhaltigen technologischen und industriellen Wachstums in Südeuropa.
Wichtige Investoren und herausragende Projekte
Unter den zahlreichen laufenden Projekten stechen die Hyperscaler hervor. Zum Beispiel finalisieren das Bauunternehmen ACS und BlackRock über ihren Infrastruktur-Fonds Global Infrastructure Partners (GIP) eine Partnerschaft im Wert von 23 Milliarden Euro für die gemeinsame Entwicklung von Rechenzentren unter der Tochtergesellschaft ACS Digital & Energy. Die Vereinbarung umfasst eine Anfangsinvestition von 5 Milliarden Euro Eigenkapital und rund 18 Milliarden Euro Finanzierung. Die Investition konzentriert sich auf den Bau, die Verwaltung und den Betrieb von Infrastrukturen insbesondere in Spanien, Portugal, Großbritannien und den USA, wo ACS bereits Energie- und Technologieprojekte betreut.
Ein weiteres bedeutendes Projekt des Jahres in Spanien betrifft Merlin Properties und Iberdrola, das den Trend bestätigt, den Colliers in seinem Iberia Data Center Report vom September 2025 prognostizierte: Große Entwickler beginnen, ihren eigenen Strom zu erzeugen, was hilft, Kosten zu senken, nachhaltiger zu sein und Projekte schneller zu verbinden.
Die SOCIMI wird zusammen mit Iberdrola das größte Rechenzentrum Spaniens auf dem Campus Bilbao Arasur (Álava) errichten, mit einer Investition von rund 375 Millionen Euro. Der Komplex wird über eine Kapazität von 100 MW verfügen und zu 100 % mit erneuerbarer Energie betrieben.
Herausforderungen des iberischen Marktes
In Spanien variieren die Vorschriften für Rechenzentren je nach Region und Art der Infrastruktur und beinhalten Anforderungen an Energieeffizienz, physische und Cyber-Sicherheit sowie Umweltmanagement. Verzögerungen bei Genehmigungen und langsame Verwaltungsprozesse bremsen jedoch die Entwicklung neuer Projekte. In der Comunidad de Madrid müssen beispielsweise spezifische Richtlinien für die Implementierung von Rechenzentren eingehalten werden, weshalb ein Expertenteam entscheidend ist, um Fristen einzuhalten und diese wachsende Investitionschance zu nutzen.